On the Road

Fotos ts


Zweiter Tag: Fjordwanderungen, norwegischen Spezialitäten und neue Erkenntnisse

Gestern grau, heute weiß. Die Natur hat sich sich heute von ihrer schönsten Seite gezeigt. Aber auch von ihrer tückischen.

Der Schnee verdeckt das Eis auf dem Boden, das sich in den letzten Tagen gebildet hatte. Jeder Schritt wird zu einem Eiertanz. Zum Fjord geht es ein klein wenig bergab. Bei unserer gestrigen Nachtwanderung hatten wir die vereisten Stellen gut sehen und ausweichen können. Heute liegen wir beide sofort auf unserem Hintern.

Aber wir lassen uns nicht aufhalten: Wir wollen dieses mal richtig auf den Fjord wandern. Da wissen wir wenigstens, dass überall Eis ist. Wir hören kein Knacken. Alles ist ruhig. Also los. Thomas zückt die Kamera. Es ist wieder Zeit für ungewöhnliche Perspektiven. Auf der Mitte des Fjords angekommen schweift der Blick in die Runde. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl dort zu stehen, wo wir sonst nur mit dem Boot zu unseren Seelachsfangstellen rüberdüsen.

Ich drehe mich um und will wieder zurück. Ich gehe los. Ein Ruf. Erschrocken drehe ich mich um. Bekomme ich Morgen keine Pfannkuchen? 

Oh doch. Aber ich habe nicht ahnen können, dass mir in der kommenden Stunde die Füße abfrieren würden. Thomas hat Stehfleisch. Er will auf den Sonnenuntergang warten, da der Himmel gerade aufklart. Das besondere Licht. Ich versuche zum Zeitvertreib einen Schneemann zu bauen, aber der Schnee klebt nicht.

Zurück in der Hütte werden die Füße am Ofen aufgetaut und eine norwegische Spezialität wandert in unsere Mägen: Lefse. Diese werden wie Crêpes auf einer runden Platte zubereitet, sind aber etwas dicker und fluffiger und werden mit Butter bestrichen sowie mit Zimt und Zucker bestreut kalt gegessen. Das ist einfach lecker, und, wenn sie von meinen Tanten zubereitet wurden, einmal mehr.

Die Essenszeiten haben sich mittlerweile verschoben. Frühstück um 12 Uhr, Mittagessen um 16 Uhr, Kaffe und Kuchen um 19 Uhr und Abendbrot um 23 Uhr. Für all diese Essenszeiten hat Norwegen durchaus Spezialitäten zu bieten. Dazu gehören auch die für erstmalige Esser etwas gewöhnungsbedürftigen Fiskeboller. Das sind weiche Fischklöße die in einer Mehlschwitze aufgewärmt werden. Am besten schmecken mir die von Vesterålen. Dazu gibt es rote Beete und Kartoffeln. Es ist der Geschmack meiner Kindheit in Norwegen. Lecker sieht das nicht aus. Eher wie eine Pampe. Ich liebe das, und die Klöße gehören immer zu meinen Muss-Mahlzeiten hier. Auch heute Mittag … ich meinte Nachmittag.

Jetzt um 0.30 Uhr sind wir einfach nur vollgefuttert und müde. Morgen müssen wir Tromsø planen. Google Maps hatte für unseren Besuch bei meinem Cousin Gaute (das klingt auf norwegisch ausgesprochen fast wie „Göthe“) eine Fahrtzeit von 5,5 Stunden ausgewiesen. Da wir soeben bei seinem Vater Terje waren, wissen wir es jetzt besser: 9 Stunden. Kilometer sind eben nicht Kilometer, besonders nicht in Norwegen, besonders nicht im Winter.