Von Verwandtschaftsverhältnissen in Nordnorwegen

Wenn sich untereinander unbekannte Norweger treffen, schwebt unweigerlich die Frage im Raum, „könntest Du mit mir verwandt sein, und woher kommst Du?“


Im „Fylke“ Nordland verteilen sich gerade einmal 250.000 Menschen auf sagenhaften 38.500 Quadratkilometern. Das sind sechs Menschen auf einem Quadratkilometer. Bei so einer geringen Bevölkerungsdichte ist die Chance sehr groß, wenn auch nur über drei Ecken, miteinander verwandt zu sein.

Auch ich habe in diesem Blog oft von meiner Familie berichtet. In Bodø, der Hauptstadt Nordlands, unserem Start- und Zielort in Nordnorwegen, finden sich unter seinen 46.000 Einwohnern mittlerweile einige meiner rund 50 Verwandten.

Aufgewachsen sind viele im heutigen 200 Seelen-Dörfchen Innhavet beziehungsweise auf der Halbinsel Hillingan mit seinen drei Gutshöfen. Landflucht ist auch in Norwegen ein Thema. Während wir durch die vielen kleinen Ortschaften in Nordnorwegen fuhren, fielen uns immer wieder verlassene Häuser und Höfe auf.

Auch meine Familie hat den kleinen Hof Hillingan Ende der 70er Jahre verlassen. Jetzt stehen da fünf Hütten. Und das alte Hofhaus wird von einer meiner Cousinen als Wochenendhaus genutzt.

Einst kamen arme Bauern aus den Süden in den hohen Norden, um hier oben sesshaft zu werden. Auch unsere nordische Familie hat im Süden Ahnen, sogar in Deutschland. Die frühesten Siedler im hohen Norden waren jedoch die Sami, auch Lappen genannt, die sicher auch in unserer Familie ihre Spuren hinterlassen haben.

So lässt sich aus der Geschichte meiner Familie durchaus etwas von den Wanderbewegungen der Norweger ablesen.

Text bt, Foto ts