Warten


Mit Thomas unterwegs zu sein bedeutet, an unmöglichen Stellen zu stoppen und zu warten. Das kann bis zu 20 Minuten dauern. Alles richtet sich an einer Prämisse aus: Die Suche nach dem ultimativen Foto.


Voraussetzungen dafür sind besonderes Licht und viele andere Dinge, die sich mir nicht immer erschließen. Warum zum Teufel fotografiert er eine verlassene Straße auf der wir gerade entlangfahren, obwohl es gerade heftigst schneit? Klar, dass dafür angehalten werden muss. In Norwegen geht das. Es ist einfach weniger Verkehr … Im Winter, nicht im Sommer, wenn die ganzen Wohnmobile hier langdonnern.

Kaum ist irgendwo ein blaues Loch im Himmel, heißt es wieder stoppen. Ich habe mich in meiner nun über 20 Jahre dauernden Freundschaft zu Thomas darauf eingestellt. Ich gehe einfach vor, oder ich sitze eben im Auto und schreibe Texte. Ich habe mal gehört, dass das mit Surfern ähnlich sein soll. Da sitzen die Freundinnen oder Ehepartnerinnen im Bus, während sich der Mann auf dem Wasser vergnügt. Es soll auch die umgekehrte Richtung geben. Wir sind zwei Männer, Freunde, das ist bei langen Freundschaften durchaus eheähnlich. Wir wissen, was wir aneinander haben.


Manchmal wundere ich mich dann aber doch. Warum ist diese Perspektive, dieses Motiv nicht schön? Ne, er fotografiert das einfach nicht. Ich frage ihn gar nicht erst. Stattdessen müssen wir schon wieder halten. Er raus. Fotografiert. Ich tippe. Er kommt rein: „Was tippst du da eigentlich, ist ja unglaublich.“ Ich: „Nun ja, ich frage dich doch auch nicht, was du da gerade fotografierst!“ Ehepaar.

Text bt, Fotos ts