Warten


Mit Thomas unterwegs zu sein bedeutet, an unmöglichen Stellen zu stoppen und zu warten. Das kann bis zu 20 Minuten dauern. Alles richtet sich an einer Prämisse aus: Die Suche nach dem ultimativen Foto.


Voraussetzungen dafür sind besonderes Licht und viele andere Dinge, die sich mir nicht immer erschließen. Warum zum Teufel fotografiert er eine verlassene Straße auf der wir gerade entlangfahren, obwohl es gerade heftigst schneit? Klar, dass dafür angehalten werden muss. In Norwegen geht das. Es ist einfach weniger Verkehr … Im Winter, nicht im Sommer, wenn die ganzen Wohnmobile hier langdonnern.

Kaum ist irgendwo ein blaues Loch im Himmel, heißt es wieder stoppen. Ich habe mich in meiner nun über 20 Jahre dauernden Freundschaft zu Thomas darauf eingestellt. Ich gehe einfach vor, oder ich sitze eben im Auto und schreibe Texte. Ich habe mal gehört, dass das mit Surfern ähnlich sein soll. Da sitzen die Freundinnen oder Ehepartnerinnen im Bus, während sich der Mann auf dem Wasser vergnügt. Es soll auch die umgekehrte Richtung geben. Wir sind zwei Männer, Freunde, das ist bei langen Freundschaften durchaus eheähnlich. Wir wissen, was wir aneinander haben.


Manchmal wundere ich mich dann aber doch. Warum ist diese Perspektive, dieses Motiv nicht schön? Ne, er fotografiert das einfach nicht. Ich frage ihn gar nicht erst. Stattdessen müssen wir schon wieder halten. Er raus. Fotografiert. Ich tippe. Er kommt rein: „Was tippst du da eigentlich, ist ja unglaublich.“ Ich: „Nun ja, ich frage dich doch auch nicht, was du da gerade fotografierst!“ Ehepaar.

Text bt, Fotos ts


Fotos im Header online

Text bt

Diese Nachricht wäre redundant, wenn die Fotos nicht von Thomas wären, und sie von unserer ersten gemeinsamen Reise im Jahre 2011 stammen. Die Fotos wechseln ständig im Kopf, wenn Ihr die Seiten neu aufruft. Es lohnt sich also durchaus, die Seiten mehrere Male neu zu laden. Kurz zu den fotografierten Orten:

  • Abflug von Oslo nach Bodö
  • Der Mann vor dem Auto bin ich. Wir hatten einen Ausflug zur Batterie Dietel auf die Insel Engelöy gegenüber den Lofoten gemacht. Die Aufnahme entstand gegen 4 Uhr Nachmittags. Der Mond stand so hoch und hell am Himmel, dass er durchaus als etwas vernebelte Sonne hätte durchgehen können. Es gibt Fotos, die diesen Eindruck untermauern.
  • Ein Foto zeigt eine zugefrorene Fläche, unter der ein Acker vermutet werden könnte. Aber es befindet sich der Binnenfjord Brendjord darunter. Das Eis war so dick, dass wir so manchen Ausflug darauf unternahmen. Das Knirschen unter uns war aber auch durchaus gruselig. Die Gezeiten hoben oder senkten das Eis permanent. Meine Familie ging und geht hier Eisfischen. Das Foto entstand Mittags vom vor unserer Hytte gelegenen Sandstrand aus. Der riesige Berg im Hintergrund heißt Veggfjell. Die Familie meiner Tante Mary Astrid stammt von hier. Jetzt steht dort am Ufer nur eine einsame Hytte. Hier ein Sommerfoto zum Vergleich.

    Hillingan Richtung Veggfjell im Sommer
    Hillingan Richtung Veggfjell im Sommer 2009 (Fotorechte: bt)
  • Das Foto mit dem dampfenden Wasser zeigt den Sagfjord. Der Golfstrom wärmt das Fjordwasser. Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter und fasst nur knallblauen Himmel an den fünf Tagen unserer Reise. Dass es in Nordnorwegen oberhalb des Polarzirkels im Winter immer Dunkel ist, ist allerdings ein hartnäckiges Gerücht. Die Sonne schafft es jedoch nicht über den Horizont. Später aber vielleicht mehr dazu. Auch dieses Foto entstand zur Mittagszeit und wurde am Hafen von dem Örtchen Innhavet (Inn = hinein oder innen; havet = Hafen) aufgenommen.
  • Ein Landschaftsbild zeigt mehrere Berge, die direkt aus dem Meer zu kommen scheinen. Sie liegen im Südwesten der Batterie Dietel. Wir haben für dieses Panorama extra eine Anhöhe erklommen. Zu unseren Füßen lagen die Ausläufer der Insel Engelöy.